What is theme and how to translate it
Freiwald, Jonas; Neumann, Stella (Thesis advisor); Steiner, Erich (Thesis advisor)
Aachen : RWTH Aachen University (2021, 2022)
Doktorarbeit
Dissertation, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen, 2021
Kurzfassung
Trotz ihrer engen sprachfamiliären Verbindung weisen Englisch und Deutsch eine Reihe kontrastiver Unterschiede auf, die vor allem während des Übersetzungsprozesses zu Problemen führen können. Einer dieser kontrastiven Unterschiede ist Theme oder Thema. Halliday und Matthiessen (2014: 89) beschreiben Theme als den Ausgangspunkt der Nachricht, welcher in Englisch aber auch in anderen Sprachen linguistisch realisiert wird. Diese Beschreibung von Theme ist sehr vage und eine Anzahl verschiedener linguistischen Mittel könnten diese Funktion erfüllen. Für das Englische wurden bereits eine Bandbreite an verschiedenen Theme Zonen vorgeschlagen, von denen Halliday und Matthiessens (2014) Konzept vom Theme bis zum ersten experientiellen Element die beliebteste ist. Für das Deutsche argumentieren Steiner und Teich (2004), dass Theme beschränkt ist auf die eine Position vor dem finiten Verb, welche sowohl experientielle als auch textuelle und interpersonale Elemente enthalten kann. Die Tatsache, dass es in der Fachliteratur Uneinigkeiten gibt, wie Theme formal und funktional definiert werden sollte, macht Theme zu einem herausfordernden Konzept in einer empirischen und vor allem kontrastiven Arbeit. In dieser Dissertation sollen die kontrastiven Unterschiede zu Theme im Englischen und Deutschen identifiziert werden, um daraufhin zu testen, welchen Einfluss diese auf Übersetzungen haben. Die Ziele der Arbeit sind daher zweiteilig: Zum einen möchte ich ein umfassendes Verständnis von Theme erlangen sowohl in Bezug auf dessen funktionale Definition als auch formale Realisierung in beiden Sprachen. Um dies zu erreichen, untersuche ich verschiedene Theme Hypothesen zur Länge des Themes und auf Basis dessen arbeite ich alle kontrastiven Unterschiede heraus. Zum anderen untersuche ich die Auswirkungen, die kontrastive Unterschiede auf Übersetzungen zwischen dem Englischen und dem Deutschen haben. In dieser Hinsicht bin ich vor allem an Veränderungen in den Übersetzungen interessiert, die von Theme hervorgerufen werden, und analysiere auch die üblichsten Übersetzungsstrategien. Hierfür habe ich authentische englische und deutsche Originaltexte und ihre Übersetzungen in dem Übersetzungskorpus CroCo (Hansen-Schirra, Neumann, and Steiner 2012) annotiert. Drei verschiedene Themehypothesen wurde pro Sprache analysiert, wodurch verschiedene Theme Zonen mit einander verglichen und Stärken und Schwächen beurteilt werden können. Die Studie hat ein empirisches, quantitatives Research Design, da alle Schlussfolgerung durch eine Vielzahl von authentischen Daten untermauert werden. Die Ergebnisse wurden statistisch getestet mit der Hilfe von generalized mixed models, um Interpretationen über das Datenset hinaus zuzulassen. Die Ergebnisse der Arbeit sind vielseitig und können an dieser Stelle nicht in Gänze beschrieben werden. Die Anazahl an Themelementen und die Frequenz von multiple Themes war wie zu erwarten stark von der Wahl der Themehypothese abhängig. Markierte Themes waren, wie von der aktuellen Forschung beschrieben, häufiger im Deutschen zu finden. Die Analyse hat jedoch gezeigt, dass dies stark von der Wahl der Umstandsadverbialen abhängt und dass das "thematic potential" eines Elementes immer auch auf ihrer Semantik basiert. Subjekt Theme Agentivität hat sich nicht signifikant zwischen Englisch und Deutsch unterschieden, was entgegen früheren Forschungsergebnissen geht. Die Registeranalyse hat allerdings große signifikante Unterschiede aufgezeigt. In den Übersetzungen haben sich die gleichen Tendenzen abgezeichnet, die auch schon in den kontrastiven Analysen sichtbar waren. Für die meisten Theme Aspekte lagen die Frequenzen der Übersetzungskorpora in der Mitte zwischen den beiden Originalkorpora. Das deutet auf den kombinierten Effekt aus normalization und shining-through hin. Die Inferenzstatistik hat eine viele interessante Zusammenhänge zwischen den Themeaspekten und Übersetzungsunterschieden aufgezeigt, die in vielen Fällen die kontrastiven Ergebnisse gespiegelt, aber auch unvorhergesehene Prädiktoren von Übersetzungsänderungen offenbart haben. Quellen: Halliday, M.A.K. & C. M. I. M. Matthiessen. 2014. Halliday’s Introduction to Functional Grammar. 4th ed. Abingdon: Routledge. Hansen-Schirra, S., S. Neumann, & E. Steiner. 2012. Cross-Linguistic Corpora for the Study of Translations: Insights from the Language Pair English-German. Berlin: de Gruyter Mouton. Steiner, E., & E. Teich. 2004. "Metafunctional Profile of the Grammar of German." In Language Typology: A Functional Perspective. A. Caffarel, J. R. Martin, and C. M.I.M. Matthiessen (eds.). Amsterdam and Philadelphia: Benjamins. 139-184.
Identifikationsnummern
- DOI: 10.18154/RWTH-2022-00530
- RWTH PUBLICATIONS: RWTH-2022-00530