Profiling effects of syntactic complexity in translation : a multi-method approach

Heilmann, Arndt; Neumann, Stella (Thesis advisor); Alves, Fabio (Thesis advisor)

Aachen : RWTH Aachen University (2020, 2021)
Doktorarbeit

Dissertation, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen, 2020

Kurzfassung

Übersetzung ist eine der komplexeren Aufgaben der Textproduktion und die sprachliche Komplexität des Quelltextes ist einer der zahlreichen möglichen Faktoren, die Einfluss auf das Übersetzungsprodukt und den Übersetzungsprozess nehmen. Diese Arbeit hat es sich zum Ziel gesetzt, besser zu verstehen wie sich die syntaktische Komplexität des Quelltextes auf die Übersetzungseigenschaften auswirkt. Mein Ansatz beschreibt die Komplexität in ontologischer/struktureller Hinsicht anstelle von subjektiver Komplexität, d.h. Schwierigkeit. Auf der Grundlage von detaillierten Annotationen habe ich die syntaktische Komplexität und eine Reihe von Kontrollvariablen operationalisieren können. Mit Hilfe meiner Annotation konnte ich in der statistischen Analyse die Effekte syntaktischer Komplexität von anderen sprachlichen und nichtsprachlichen alternativen Erklärungen trennen. Dazu habe ich Lineare Gemischte Modelle verwendet. Ich konnte zeigen, dass die Übersetzungen, anders als angenommen, länger waren als die Ausgangstexte. Explikation scheint ein stärkerer Einfluss als Simplifikation bei der Übersetzung meiner Texte gewesen zu sein – was allerdings auf die Struktur der Text meiner Stichprobe zurückführbar sein mag. Ich konnte zusätzlich herausfinden, dass Komplexitätsreduzierungen auf einer syntaktischen Ebene normalerweise Komplexitätserhöhungen auf einer anderen Ebene nach sich zogen und umgekehrt. Diese Verschiebungen traten tendenziell auf, wenn syntaktische Komplexität auf einer linguistische Ebene hoch war. Von allen untersuchten Variablen (Anzahl der Teilsätze pro Satz, Anzahl der Elemente pro Teilsatz und die durchschnittliche Gruppenlänge) zeigte nur die erste eine kleine, aber statistisch signifikante Komplexitätsreduktion. Ich konnte zeigen, dass diese Reduktion nicht auf einen Verlust der Gesamtkomplexität zurückzuführen war, sondern dass praktisch alle verlorenen Teilsätze durch Komplexitätsverschiebungen erklärt werden konnten. Tatsächlich wurden so viele Teilsätze verschoben, dass es eine bemerkenswerte Überkompensation auf der Ebene der Elemente pro Teilsatz gab. Interessanterweise wurde die Komplexitätsreduktion auf der Teilsatzebene nicht allein durch eine Fülle untergeordneter Strukturen verursacht, sondern auch durch Versuche der Übersetzer, die Sprache der Übersetzungen im Hinblick auf nicht-finite Teilsätze zu normalisieren. Ich fand heraus, dass der Grund für Komplexitätsverschiebungen wahrscheinlich in den Überlegungen der Übersetzer zum Verarbeitungsaufwand und/oder zu den stilistischen Präferenzen der Zielgruppe liegt, da die Bewertungen der Übersetzungsqualität auf praktisch allen untersuchten Ebenen eine größere Unzufriedenheit mit mehr Komplexität zeigten. Dies erschwert wahrscheinlich die Übersetzung syntaktisch komplexer Ausgangstexte, da ich zeigen konnte, dass syntaktische Komplexität Rezeptions- und Produktionsprozess – wie auch manchmal beide – beeinflusst. Indirekt eingebettete Teilsätze z.B. erfordern beim Lesen und Schreiben erhöhte Aufmerksamkeit. In Bezug auf den Leseaufwand allein erwiesen sich Nebensätze während der Übersetzung als kognitiv aufwändig in der Verarbeitung und sie führten auch dazu, dass die Übersetzer weniger effizient schrieben. Mit dieser Arbeit konnte ich demonstrieren, dass die Auswirkungen der syntaktischen Komplexität vergleichsweise klein, aber allgegenwärtig sind. Zudem konnte ich die Nützlichkeit sprachlich annotierter Produkt-Prozess-Korpora demonstrieren, um die Kluft zwischen prozess- und produktbasierter Forschung in der Übersetzungswissenschaft zu verringern.

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