A construction grammar approach to the analysis of translation shifts : a corpus-based study
- Ein konstruktionsgrammatischer Ansatz zur Analyse von Übersetzungsshifts : eine korpusbasierte Studie
Serbina, Tatiana; Neumann, Stella (Thesis advisor); De Sutter, Gert (Thesis advisor)
Aachen : Publikationsserver der RWTH Aachen University (2015)
Doktorarbeit
Aachen, Techn. Hochsch., Diss., 2015
Kurzfassung
Übersetzungen spielen eine wichtige Rolle in unserer globalisierten Welt, weil sie die erfolgreiche Kommunikation in allen Bereichen der multilingualen Gesellschaft ermöglichen. Ausbildung hochqualifizierter Übersetzer und Entwicklung von Software, die zur Effizienz des Übersetzungsprozesses beitragen kann, erfordern ein vertieftes Verständnis der übersetzungsspezifischen Merkmale. Dieses Verständnis kann wiederum durch detaillierte empirische Untersuchungen von dem Übersetzungsprodukt und Übersetzungsprozess erweitert werden. Die vorliegende Arbeit konzentriert sich auf Übersetzungsshifts, die als linguistische Unterschiede zwischen den Originalen und den alignierten Übersetzungen verstanden werden. Die Analyse wird im sprachtheoretischen Rahmen der Konstruktionsgrammatik durchgeführt. Es wird angenommen, dass die Erforschung von Konstruktionen als Einheiten für die übersetzungswissenschaftliche Analyse ermöglicht, sprachspezifische Kombinationen von linguistischen Merkmalen als potentielle Gründe für Übersetzungsshifts zu berücksichtigen. Darüber hinaus können aus konstruktionsgrammatischen Perspektive Annahmen über die kognitive Repräsentation der einzelnen Konstruktionen auf der Grundlage ihrer Häufigkeiten im Sprachgebrauch aufgestellt werden. Für die Analyse werden Texte aus zwei Registern des CroCo-Korpus verwendet, nämlich populärwissenschaftliche Texte und politische Essays. Die Studie ergab, dass die drei analysierten abstrakten Argumentstrukturen unterschiedlich häufig im Englischen und Deutschen verwendet und oft in den Übersetzungen durch andere Strukturen ersetzt werden. Nach einer weiteren Klassifikation der abstrakten Muster wurden spezifischere Konstruktionen identifiziert, die durch lexikalische Einschränkungen in den einzelnen Slots sowie register-spezifische Funktionen gekennzeichnet sind. Die Untersuchungen legen nahe, dass einige dieser Konstruktionen kontrastive Unterschiede aufweisen, während andere unterschiedliche Verwendungspräferenzen in den vergleichbaren Registern im Englischen und Deutschen zeigen. Darüber hinaus wurden die Ergebnisse der Korpusstudie durch Daten aus einem übersetzungswissenschaftlichen Pilotexperiment ergänzt, in dem untersucht wurde, ob die Übersetzung einer für die Zielsprache weniger charakteristischen Konstruktion mit einem zusätzlichen kognitiven Aufwand verbunden ist. Auf der Basis der gesammelten Blickbewegungsmessungen und Tastenaufzeichnungen konnten erste Hinweise auf den kognitiven Mehraufwand in Bezug auf die untersuchte Konstruktion gefunden werden. Die Untersuchungen zeigen, dass multivariable Verfahren unter Berücksichtigung verschiedener Konstruktionen sowie deren Eigenschaften eine vielversprechende Perspektive zur Weiterentwicklung der empirischen Übersetzungstheorie darstellen.
Identifikationsnummern
- URN: urn:nbn:de:hbz:82-rwth-2015-052143
- RWTH PUBLICATIONS: RWTH-2015-05214